Das Leben im Lager

Auf die Soldaten wartete Abwechslung im Lagerdorf. Wohl einige tausend Menschen wohnten im Schutz der Garnison. Diese weitgestreute Zivilsiedlung (vicus = Lagerdorf) dehnte sich bis zum Vitusbach aus. Bei der Nordmauer des Kastells stand eine öffentliche Badeanlage, wie sie Römer besonders schätzten. Sie besaß ein Ausmaß von 57 Meter.

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Römische Villa

Ein historisches Foto aus dem Jahre 1909. Es wurden (250 Meter von der heutigen Wolfgangskirche entfernt) Steinfundamente einer Villa aus dem 1. Jahrhundert nach Christus entdeckt. Die Kellergänge und die gewölbten Ziegelplatten gehörten zum Warmluftsystem der Fußbodenheizung. Inzwischen ist in Kumpfmühl ein Dutzend solcher ehemaligen zweistöckigen Villen aus der Römerzeit ausgegraben.

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Plötzlicher Überfall

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Jäh abgebrochen wurde das Lagerleben durch einen plötzlichen Einfall von Barbaren, den Markomannen. Die Bezeichnung dieses Germanenstammes geht zurück auf Männer (=-mannen) an der Grenze (= Mark). Diese Feinde waren so schnell über die Donau gesetzt, dass sich die römische Garnison nicht mehr erfolgreich verteidigen konnte. Kastell und Dorf wurden überrannt. Es war die Zeit der Markomannenkriege (160 - 180 nach Chr.).

Großflächige Brandschichten und die mit Kaiser Marc Aurel abbrechende Münzreihe deuten auf diesen Markomannen-Überfall einige Zeit nach 167 nach Chr. hin. Sie kamen aus dem heutigen Böhmen und drangen sogar bis nach Norditalien vor. Wenige Jahre nach der Zerstörung des Kumpfmühler Kastells wurde ein zweites, viel größeres Kastell, das bekannte Castra Régina, auf dem Gebiet der heutigen Altstadt Regensburgs angelegt.

Die untere Karte zeigt den möglichen Angriffsweg der Markomannen.

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Erste Christin Bayerns in Kumpfmühl

Im Norden Kumpfmühls erstreckte sich der größte römische Friedhof in Deutschland (heute teilweise unter dem Bahngelände). Darin wurde 1839 der berühmte Grabstein der Sarmanna (früher fälschlich als Sarmanina entziffert) aus der Zeit vor 400 nach Christus gefunden. Deutlich ist darauf das Christuszeichen mit den griechischen Buchstaben Alpha und Omega zu erkennen.

IN CHR(isto) A(lpha et) O(mega) B(ene) M(erenti)
SARMANNNE
QUIESCENTI
MARTIRIBUS  SOCIATAE

Der in Christus, Anfang und Ende, wohlverdienten
Sarmanna,
die in Frieden ruht,
den Martyrern vereint.

"Mit den Martyrern vereint" (marti(y)ribus sociatae, letzte Zeile) lässt offen, ob sie selbst einen gewaltsamen Tod erlitt oder bei Martyrergräbern beigesetzt wurde oder - was wahrscheinlicher ist -  letztlich im Himmel Gemeinschaft mit ihnen haben möge. Das Christentum kam somit erstmals mit den römischen Soldaten über die Alpen zu uns, Jahrhunderte später dann durch die iro-schottischen Missionare wie Kolumban (seine Schüler gründeten 617 das Kloster Weltenburg), dann um 700 durch die fränkischen Missionsbischöfe Emmeram und Erhard.

Der einmalige Grabstein ist das erste frühchristliche Zeugnis ganz Bayerns. Er ist ausgestellt im Historischen Museum der Stadt Regensburg, Abteilung Römerfunde.

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Kurfürstentum Bayern

Kumpfmühl war immer bayerisch und gehörte nie zur freien Reichsstadt Regensburg. Zwei Burgfriedenssäulen nahe der Wolfgangskirche markieren die über 500 Jahre lang gültige Grenze zwischen kaiserlichem dort (die Reichsstadt war lange Zeit protestantisch) und kurfürstlichem, landesherrlichem Gebiet (Kurfürstentum Bayern, katholisch) hier. Da das Kloster Prüll mit seinen Wiesen und Feldern in Kumpfmühl zu Bayern gehörte, schob sich der Grenzverlauf des Kurfürstentums Bayern hier im Süden weit in das Territorium der Reichsstadt hinein.

1818 wurde Kumpfmühl eingemeindet, bildet aber bis heute einen eigenständigen Stadtteil mit regem Innenleben.

Neueste Forschungsergebnisse der Geschichte Kumpfmühls, aus "Geschichte der Stadt Regensburg", Hrsg. Peter Schmid, Pustet, 2000.

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Die legendäre Kumpfmühle

Die Kumpfmühle verlieh dem ganzen Stadtteil den Namen. Sie stand bei der heutigen Theresienkirche. Ihre Geschichte reicht weit ins Mittelalter, vielleicht sogar bis in die Römerzeit zurück. Der Name bezieht sich auf Kumpfe (= hölzerne Schüsseln, Wasserbehälter). Kumpf nannte man früher den mit etwas Wasser gefüllten kleinen Lederbehälter, den der Bauer am Gürtel trug (Köcher). In ihm war der Wetzstein eingesteckt, der immer nass bleiben musste. Beim Mähen schliff der Bauer seine Sense immer wieder mit dem Wetzstein scharf.
Das Wasser des Vitusbaches fiel also nicht wie bisher auf Bretter, wo es sofort abglitt, sondern wurde in gewaltigen Schüsseln aufgefangen. Durch das Gewicht der Schüsseln war die Antriebskraft des Mühlrades vervielfacht. Diese Erfindung brachte einen gewaltigen technischen Fortschritt mit sich.

Das Bild zeigt eine der ältesten Aufnahmen der Getreidemühle bei der Theresienkirche. 1944 wurde sie zerstört.
In diesem Zusammenhang sei auf die Broschüre "Erinnerungen in Kumpfmühl" mit einer sehr umfangreichen Sammlung alter Bilder Kumpfmühls verwiesen, erhältlich im Pfarramt St. Wolfgang.

Fortsetzung siehe Geschichte der Pfarrei St. Wolfgang.

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