Benediktiner 997 - 1484

St. Vitus steht auf uraltem Siedlungsgebiet. 1991 wurde in Neuprüll, südlich der Kirche, eine große Villa rustica, ein römischer Gutshof im gewaltigen Ausmaß von 60 x 120 Meter aus dem 3. Jahrhundert freigelegt.

Prüll war zuerst eine Benediktinerabtei.

Der Nachfolger des hl. Wolfgang, Bischof Gebhard I., gründete das Kloster Prüll im Jahre 997. Vor den Toren der Stadt gelegen erfuhren Fremde und Reisende benediktinische Gastfreundschaft. Ein weiterer großer Förderer des Klosters war der hl. Kaiser Heinrich II. Er schenkte 1009 dem Kloster St. Bartholomäus in Prüll ein Flurstück, in dieser Urkunde wird übrigens der Ort Genstal, heute Kumpfmühl, erstmals genannt.

Die ersten Kirchenpatrone lauteten St. Bartholomäus, St. Georg und St. Vitus. Seit 1110, als die Abteikirche konsekriert wurde, ist St. Vitus der Hauptpatron. Fast 500 Jahre lang lebten hier Benediktiner.

Benediktinische Zeit: 997-1484, dann folgten die Kartäuser.

Auf dieser Karte von 1829 ist das Dorf Kumpfmühl und das Kloster "Brühl" im Süden Regensburgs inmitten der Ackerfluren zu erkennen.

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Karte von 1829

 

Kartäuser 1484 - 1803

1484 (auf den Tag genau 400 Jahre nach Gründung des Mutterklosters Chartreuse bei Grenoble) ziehen die Kartäuser ein und führen ein Leben in Askese und Gebet. Die einsame Lage damals weit außerhalb der Stadt Regensburgs bot sich für das Eremitenleben an. Der Kontakt zur Außenwelt beschränkte sich auf ein Minimum. Das Leben der Mönche galt allein dem Lob Gottes. Ein Prior leitete die klösterliche Gemeinschaft.

Prüll blieb die einzige Kartause in Bayern und war die letzte Gründung der Kartäuser im hl. Römischen Reich. Sie wirkten hier über drei Jahrhunderte lang. In dieser Zeit sind 46 Klosterobere, die Prioren, nachgewiesen.

Zeit der Kartäuser: 1484-1803

Zur Schreibweise Karthaus und Kartause:

Kartause (vom franz. Chartreuse), Wohnzelle des Mönches, auch Klosteranlage

Die Kartause Prüll, das Kloster Prüll

Karthauser Straße heißt ein Straßenzug nördlich der Kirche. Das eingefügte "h" geht wohl auf eine Schreibweise eines Kartographen vor 200 Jahren zurück, als die Rechtschreibung noch im Fluss war. Das "h" setzte sich im Lauf der Zeit fest und bildet inzwischen die korrekte Bezeichnung für die Straße und für Karthaus Prüll, der ehemaligen Kartause Prüll, darum auch:

Karthaus Prüll, heutige Bezeichnung der ehemaligen Kartause.

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Kartäuserleben

Die Kartäuser folgten der eremitischen Lebensweise. Ihr Bemühen und ihre Berufung bestand allein darin, im Schweigen und in der Einsamkeit Gott zu finden. Jeder Kartäuser bewohnte darum ein eigenes kleines Zellenhäuschen mit Kräutergarten. Von ihrem strengen Ordensleben hat sich das Sprichwort erhalten: Kartäuser wurden nie reformiert, da sie nie deformiert waren.

2005 entstand ein Film über das Kartäuserleben mit dem Titel: Die große Stille.

Von den einst 14 Kartausen sind in St. Vitus noch acht erhalten und heute als Museum zugänglich.

  • 1803 Auflösung des Kartäuserklosters im Zuge der Säkularisation (die Klöster innerhalb der Stadtmauern wurden erst 1810 aufgegeben).
  • 1852 St. Vitus wird als Krankenhauskirche dem Bezirk Oberpfalz zur Verfügung gestellt.
  • kartaeuserleben

 

 

Der Stich zeigt das Kloster Prüll um 1750, um die Kirche gesellen sich die Kartausen

Kirchtürme

Die beiden speerschlanken, achteckigen Türme ließ der letzte Benediktinerabt Christoph Welser 1480 errichten. Vier Jahre später zogen die Kartäuser ins Kloster ein.

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Napoleon

Unter dem Erker des Priorats (vor dem Kirchenportal an der rechten Hauswand) erzählt eine Tafel von einer unfreiwilligen Übernachtung des Kaiser Napoleon am 23. April 1809. Bei der Belagerung der Stadt wurde er am Bein verwundet - die einzige Verwundung Napoleons überhaupt. Er musste sich im Erkerzimmer einer Behandlung unterziehen.

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Schwere Zeit

Ein Mahnmal betrauert die schreckliche Zeit im Dritten Reich, als 638 Nervenkranke abtransportiert wurden.

Die Gedenktafel befindet sich im Hof vor der Kirche.

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Museen

Im ehemaligen Kartäuserkloster Prüll sind heute auch zwei Museen untergebracht. In den wieder zugänglichen Zellen der Kartause wird das Leben eines Kartäusersmönchs dokumentiert.

Die Ausstellung in der Rasura zeigt die 150-jährige Geschichte des Bezirksklinikums.

Beide Museen sind von Mai bis Oktober Samstag und Sonntag von 10.30 bis 17 Uhr geöffnet. Es besteht auch die Möglichkeit zur Kirchenführung.

Weitere Infos [...]

viertes Bild: Modell der Heil- und Pflegeanstallt Karthaus-Prüll 1934

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