Im Pfarrbrief vom 25. April hatten wir erstmals vom Josefsjahr geschrieben. Dieser Anlass kann sich wegen der Pandemie – wie auch unser Jahrhundertjubiläum – kaum entfalten, weder durch Vorträge noch durch Aktionen. So wollen wir uns im Pfarrbrief auf diese Weise einstimmen lassen in die Bedeutung des hl. Josef für die Kirche und für uns alle.
Was ist wichtig für mein Leben? Was soll ich aus meinem Leben machen? Wie kann ich mich selbst verwirklichen? Gibt es so etwas wie eine Berufung für mich? Welchen Weg hat Gott für mich vorgesehen? Solche Fragen treiben Menschen um. Josef von Nazareth hat vielleicht ähnliche Überlegungen angestellt.In den Äußerungen der Päpste nimmt außer der Gottesmutter kein Heiliger so viel Platz ein wie ihr Bräutigam. Papst Pius IX. hat ihn am 8. Dezember 1870 zum Schutzpatron der ganzen Kirche erhoben.
Anlässlich des 150. Jahrestages dieses Ereignisses verfasste Papst Franziskus am 8. Dezember 2020 das Apostolische Schreiben „Patris corde“ („Mit väterlichem Herzen“) und rief ein „Jahr des heiligen Josef“ aus. Papst Pius XII. hat den heiligen Josef 1955 zum „Patron der Arbeiter“ ernannt und Papst Johannes Paul II. hat ihn als „Beschützer des Erlösers“ bezeichnet.
Vater im Gehorsam und im Annehmen
In unserer Welt, in der die psychische, verbale und physische Gewalt gegenüber Frauen offenkundig ist, stellt sich der heilige Josef – so der Papst – als „Gestalt eines respektvollen und feinfühligen Mannes“ dar.Vater mit kreativem Mut. Bei der Lektüre der „Kindheitsevangelien“ kann man den Eindruck gewinnen, dass die Welt den Starken und Mächtigen ausgeliefert ist. Warum schreitet Gott nicht direkt und klar ein? Er wirkt – so der Papst – „durch Ereignisse und Menschen“. Durch Josef trägt Gott für die Anfänge der Erlösungsgeschichte Sorge. Der „Beschützer des Erlösers“ ist das wahre „Wunder“, durch das Gott das Kind und seine Mutter rettet. Die „gute Nachricht“ des Evangeliums besteht darin, zu zeigen, wie Gott trotz der Arroganz und Gewalt der irdischen Herrscher immer einen Weg findet, seinen Heilsplan zu verwirklichen. Auch unser Leben scheint manchmal starken Mächten ausgeliefert zu sein. Doch das Evangelium sagt uns, dass es Gott immer gelingt, zu retten. Josef hat es verstanden, ein Problem in eine Chance zu verwandeln.
Vater und Arbeiter
Seit dem Erscheinen der ersten Sozialenzyklika „Rerum novarum“ Papst Leos XIII. wird der Bezug des heiligen Josef zur Arbeit besonders hervorgehoben. Von ihm lernte Jesus, welchen Wert, welche Würde und welche Freude es bedeutet, das Brot als Frucht eigener Arbeit zu essen. In unserer Zeit ist die Arbeit wieder zu einem drängenden sozialen Thema geworden. Insofern ist es notwendig, die Bedeutung der Arbeit wieder neu verstehen zu lernen. Unser Heiliger ist dafür Vorbild und Schutzpatron. - Die Gedanken sind einem Vortrag von Domkapitular Dr. Josef Kreiml entnommen.