Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und Wiederaufbau

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Im Zweiten Weltkrieg fielen 250 Pfarrangehörige auf Kriegsschauplätzen. Ihre Namen sind auf den Tafeln an der Südwestecke in der Kirche verzeichnet. Daheim waren zusätzlich 200 Opfer bei Bombenangriffen zu beklagen, der schwerste ereignete sich am Dienstag, den 28. Dezember 1944, vier Jahre nach der Fertigstellung der Wolfgangskirche. Die Schlacht um Stalingrad war längst verloren, die Alliierten standen bereits auf deutschem Boden, ihre Bombenabwürfe sollten die Bevölkerung zermürben. Am besagten Tag der Unschuldigen Kinder schlug ein Bombenhagel um 12.30 Uhr mittags eine Schneise von der Theresienkirche bis zur Eigenheimsiedlung hinauf. In diesen Sekunden verloren 29 Menschen ihr Leben, darunter alle neun Mitglieder der Bäckersfamilie Graf aus der Kumpfmühler Straße mit Ausnahme der Tochter Hilde. Pfarrhof und Kirche erhielten Volltreffer. Das steinerne Wolfgangshochgrab wurde zum Altarraum geschleudert, der Niederkirche fehlte das Dach. Die Verdunkelung der Kirche mit grünen Binsenmatten hatte den Angriff nicht verhindern können. Noch 1996 stieß man beim Pfarrheimbau hinter der Kirche auf einen Bombentrichter.

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An dieser Stelle gilt unser Andenken Stadtpfarrer Georg Lacher, der sich um die Opfer in heroischer Weise angenommen hatte. Ein Jahr vor dem besagten Angriff hatte ihn Erzbischof Buchberger nach St. Wolfgang entsandt, wo er dann mehr als eine Generation prägte (1943 - 1972). Noch heute ist Prälat Lacher für Kumpfmühler ein Begriff. Er ließ die schwer beschädigte Pfarrkirche, die Hauskapelle und das Pfarrhaus unter unvorstellbaren persönlichen Einsatz herrichten. Ihm zu Ehren zeigt das Steinrelief bei der Pfarrhaustür den hl. Georg, auch eine Kirchenglocke ist nach seinem Namenspatron benannt. Unter ihm wuchs St. Wolfgang zur größten Pfarrei im Bistum, bis St. Paul 1972 abgetrennt wurde. Seine Verdienste wurden gewürdigt durch die Verleihung des Ehrentitels Prälat, den er in St. Wolfgang noch fünf Jahre tragen durfte. Er starb er am 1. Oktober 1974 mit 71 Jahren, sein Grab befindet sich an der Friedhofsmauer in Neukirchen-Balbini.

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Für Stadtpfarrer Lacher war die Not seiner Pfarrkinder auch seine eigene. Dabei ist besonders das Flüchtlingselend anzusprechen. Vertriebene wurden in der Ganghofersiedlung und an der Theodor-Storm-Straße einquartiert, die Zahl der Pfarrkinder stieg dadurch auf 14.000 an, aber es fehlte ein weiterer Kindergarten, der schließlich 1953 genehmigt wurde. Der Schriftwechsel im Pfarrarchiv spricht von der verheerenden Lage nach der Kapitulation. Überall fehlte Baumaterial, der Schwarzmarkt blühte, denn die Reichsmark war nichts mehr wert, Tauschhandel war angesagt. In diesem Elend sollte die zerstörte Stadtpfarrkiche wieder hergestellt werden. Manche meinten, Wohnhäuser seien notwendiger. Im Mai 1947 waren die Schäden an den Fensterrosetten mit Glasstücken des zerstörten Münchner Hauptbahnhofs ausgebessert. Im gleichen Jahr wurden auch die fünf Glocken aufgezogen. 1948 stand das neue Pfarrhaus. Seine Hauskapelle hält im Patronat der Unschuldigen Kinder den Bombenangriff in Erinnerung.

Bald zeigte sich, dass eine Pfarrgemeinde der Mitte bedarf, gerade nach jenen bitteren Jahren, in denen sich eine Ideologie ohne Gott ausbreiten konnte. Noch mehr: In den Jahren der Armut stifteten die Pfarrkinder wertvollste liturgische Geräte zur Ehre Gottes: den Wolfgangskelch und die Wolfgangsmonstranz, eine der seltenen Goldschmiedearbeiten jener Nachkriegsjahre, einmalig in der Diözese.

Elf Jahre nach Baubeginn und fünf Jahre nach ihrer Verwüstung konnte endlich der Weihetag der Pfarrkirche angesetzt werden. Man schrieb den 12. Juni 1949. Erzbischof Dr. Michael Buchberger konsekrierte die Wolfgangskirche, die Teilnahme der Gläubigen an dieser bewegenden Feier war groß.