Kumpfmühler Kastell

Das Römerkastell,  ursprünglich aus Holz erbaut, besaß später eine Steinmauer mit Wachttürmen und war auf einem rechteckigen Grundriss 183 x 150 Meter errichtet. Außerhalb des Lagers befand sich der Vicus (Lagerdorf), in dem die Familien der 500 stationierten Soldaten wohnten. Das Lager zog viele Händler, Marketender, Handwerker und Schausteller aus allen Reichsteilen an, auch Offiziere und heidnische Priester wohnten im Dorf. Seine Ausdehnung entsprach dem Gebiet des heutigen Alt-Kumpfmühl. Funde aus der Römerzeit können im Pfarrheim besichtigt werden.

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Grundriss des Steinkastells. Deutlich sind die Doppelgräben zu erkennen, die das Lager schützten. Am unteren Bildrand (also im Süden) befindet sich das Pfarrzentrum St. Wolfgang. Gegenüber, im Norden, Reste einer großen römischen Badeanlage. Rot = Stichgrabungen im letzten Jahrhundert.
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Querschnitt durch die Doppelgräben, 10 und 5 Meter breit, 3 bzw. 2 Meter tief, heute zugeschüttet. Rekonstruktion der Spitzgräben aufgrund einer Stichgrabung im Pfarrgarten 1996.

Rekonstruktion des Kumpfmühler Kastells

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Die Kohorte bestand aus sechs Centurien zu je 60 Fußsoldaten, dazu Reitern, insgesamt 500 Mann stark. Stationiert war zunächst eine Kohorte aus Britannien "Cohors III Britannorum quingenaria equitata " (England), später aus Aquitanien (Südfrankreich) mit der Bezeichnung "Cohors II Aquitanorum quingenaria equitata", zuletzt aus Syrien (Naher Osten) unter dem Namen "Cohors I Flavia Canathenorum milliaria sagittariorum". Unter Kaiser Hadrian wurde das Kastell  um 120 vergrößert und umfasste somit eine 1000 Mann starke Bogenschützeneinheit aus Syrien.

Die jungen Soldaten waren demnach keine römischen Legionäre, sondern rekrutierten sich aus eroberten Gebieten. Erst nach 25 Dienstjahren konnten sie das römische Bürgerrecht erwerben.

Die Römerstraßen

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Etliche Straßenzüge führten zum Kastell, eine Umgehungsstraße verband sie miteinander. Im Süden des Kastells (beim heutigen Kirchplatz) vermuten neueste Forschungen das Haupttor, die Porta Principalis Dextra. Hier begann die Fernstraße über Ziegetsberg (heute etwa der Verlauf der Augsburger Straße). Auf dem Ziegetsberg, von dem aus man (aus Süden kommend) erstmals das Lager und den Donaubogen überblicken konnte, stand ein großes Merkur-Heiligtum für Reisende und Kaufleute (in der heutigen Merkurstraße), wo die Händler in der Hoffnung auf gute Geschäfte der Gottheit Merkur opferten. Zur Provinzhauptstadt Augsburg war es drei Tagereisen weit. Meilensteine zählten die Entfernung aus Rom.

Im Bild sind die römischen Straßenzüge braun gezeichnet. Die Bezeichnungen für Wege und Tore waren bei allen römischen Lagern gleich.

Ausgrabungen

Erste Grabungen und Untersuchungen am Römerkastell erfolgten 1920, es gibt darüber auch eine Dissertation. Diese Bilder hier stammen von der Grabung von 1996 im Pfarrgarten, unmittelbar nördlich der Wolfgangskirche.

Das Foto gibt den Schnitt durch den äußeren römischen Wehrgraben wieder. Unten ist der gelbe, gewachsene Lehmboden, darüber die Sohle des Wehrgrabens als Kulturschicht mit Abfallgegenständen zu erkennen. Beide Gräben wurden nach der Zerstörung des Kastells mit dunkler Humuserde aufgefüllt. Sie ist durchsetzt mit den hellen Gesteinsbrocken der geschleiften Mauern.

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